76 Tage in Ecuador

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Über zwei Monate sind jetzt schon vergangen und ich musste meine ersten kleinen Herausforderungen überwinden.

Das ganze fing damit an, dass die bisherige Haus-Tía das Valle Feliz am 30. September verließ, da ihr die Arbeit hier nach einigen Monaten zu viel wurde und sie ihre Familie zu sehr vermisste. Am nächsten Tag war aber auch schon eine neue Tía da. Sie war so um die 30 Jahre alt und hat keine Kinder, was hier schon recht ungewöhnlich ist.

In der ersten Woche wurde sie von Maricela, der Tages-Tía aus meinem Haus, und mir eingearbeitet. Um ihr den Einstieg zu erleichtern, übernahm ich einige Aufgaben für sie und wies sie auch immer auf Fehler oder noch zu erledigende Dinge hin. Es lief eigentlich alles gut, außer dass sie einige Probleme mit der 14-jährigen aus dem Haus hatte. Das Mädchen hörte nicht auf sie, und um ihre Aufgaben zu vermeiden, nutzte sie immer wieder ihr Kind. Nach einem Gespräch mit der Schwester wurde die Situation dann aber besser. Als die neue Tía sich dann langsam eingewöhnt hatte, konzentrierte ich mich wieder mehr auf meine Aufgaben, welche grundsätzlich das Baby und die jüngeren Mädchen sind. Die Tía versuchte dennoch, mir einige ihrer Aufgaben „aufzudrücken“ und nannte als Grund, es wären meine Aufgaben. Ich hatte sie nett darauf hingewiesen, dass ich die Aufgaben nur zur ihrer Erleichterung erledigt hatte. Ab diesem Moment kam es immer wieder zu unangenehmen Situationen mit ihr. Meine Motivation, in diesem Haus weiter zu arbeiten, sank von Tag zu Tag, und das, obwohl ich die Kinder und auch Maricela echt gerne mag. Am Montag ihrer dritten Woche (am 15. Oktober, um eine ungefähre Timeline bieten zu können), erzählte mir Maricela dann, dass die Tía der Schwester erzählt hätte, ich würde mich weigern, meine Aufgaben zu erledigen, nur mit dem Baby und den Kindern spielen, stundenlang frühstücken oder nur faul auf dem Teppich liegen. Maricela hat mich dann zum Glück vor der Schwester verteidigt und auch vor der Tía, der sie auch erklärt hatte, dass meine Hauptaufgabe die Kindern seien, ich in dem Haus frühstücke und ich nun mal auch eine Pause machen könne, besonders, wenn das Baby schläft. Dennoch gab es am nächsten Morgen wieder eine Diskussion um meine Aufgaben. Da Maricela nicht da war, musste ich erklären, dass Bettenmachen keine meiner Verpflichtungen sei. Nach der Diskussion sprach die Tía kein Wort mehr mit mir und schließlich vertraute mir dann Maricela an, dass die Tía auch nicht mehr mit ihr reden würde. Dies sei aber kein Problem mehr, da sie nur noch bis Ende der Woche im Valle Feliz arbeiten würde. Sie sei zu streng zu den Kindern, arbeite nicht gut im Team und ließ zudem noch die Kinder auf Facebook zugreifen. Dies dürfen sie aus dem Grund nicht, da in manchen Fällen bestimme Personen, die gefährlich für sie sind, nicht wissen dürfen, wo sie sind. Als sie mir das erzählte, war ich – das muss ich ehrlich zugeben – erleichtert, denn sie hatte mir meine Arbeit schon recht schwer gemacht, indem sie auch versuchte, die Kinder von mir fernzuhalten. Ich war nur umso glücklicher, dass sie durch ihre Weigerung, die Kündigung zu unterschreiben, schon am Mittwoch gehen musste.

Diese drei Wochen gehören wahrscheinlich zu den unangenehmsten, die ich hier haben werde, und bin froh, dass es jetzt wieder sehr viel besser läuft, mit einer neuen Tía. Zu meiner Überraschung kam diese direkt am nächsten Tag an. Einer der Gründe, weshalb es jetzt besser läuft, ist auch der, dass Maricela, die neue Tía, Liz, und ich eine Plan erstellt haben, wer wann welche Aufgaben erledigt und es klappt alles super, zum Glück. Was mich auch freut ist, dass sie viel besser mit den Kindern klar kommt. Die Ausnahme ist die 14 Jährige – mal wieder. Aber zu ihr kommt jetzt noch etwas, denn sie war sozusagen meine nächste Herausforderung.

Maricela erzählte mir am Freitag, dem 19. Oktober, dass das Mädchen anderen Kindern und auch Tías Lügen über mich erzählt hätte, unter anderem, dass ich die Mädchen aus dem Haus schlagen und fast nur anschreien würde. Ich wusste nicht so wirklich, wie ich damit umgehen sollte oder welche Auswirkungen es haben würde, aber Maricela versicherte mir, dass sie klar gestellt hätte, dass ich sowas nie gemacht habe. Es hat mich dennoch ziemlich getroffen. Ich hatte absolut keinen Plan, wie ich damit umgehen sollte, weshalb ich das Mädchen vorerst nicht darauf ansprechen wollte. Aber angesichts der Einarbeitung der neuen Tía dachte ich auch nicht mehr wirklich daran, bis die Schwester am Mittwoch (24. Oktober) zu uns ins Haus kam und sie ein Gespräch mit der 14-Jährigen, der 15-Jährigen und mir führen wollte.

Dazu gingen wir in einen Raum in der Nähe ihres Büros, in dem auch schon die Psychologin und der Anwalt des Kinderheimes warteten. Wir setzten uns zu ihnen und die Schwester sprach das Thema mit den Lügen über mich direkt an. Es war ein ziemlich intensives Gespräch, weil sie ziemlich viele Probleme macht und sich auch unangemessen gegenüber den Tías verhält. Ich konnte wahrnehmen, wie unangenehm es für das 14-jährige Mädchen war. Sie konnte mir nicht einmal in die Augen sehen, als sie zugab, dass es alles nur Lügen waren. Sie wurde dann auch gefragt, weshalb sie es getan hätte oder ob ich ihr etwas getan hätte. Ich konnte an ihrem Gesicht ablesen, dass es etwas gab, aber mir kam nichts in den Sinn. Das Mädchen wollte es selbst auch nicht sagen, weshalb die Psychologin Klarheit schaffte. Sie informierte uns schließlich , dass die Lügen erzählt wurden, weil ich weder ihre (Englisch-) Hausaufgaben mache noch ihr mein Handy gebe, etwas, das hier keiner machen soll. Mir war bewusst, dass sie deswegen Probleme mit mir hatte, aber ich dachte nicht, dass es solche Auswirkungen haben würde. Es hat mich auch irgenwie getroffen, denn ich habe ihr ja so gar nichts getan und sie erzählt dann solche Lügen… Das ist ziemlich extrem, denn es hätte mich wirklich in Probleme bringen können. Das konnte sie aber leider nicht wirklich einsehen.

Ich hoffe jedenfalls, dass jetzt alles besser läuft und es nicht mehr so schnell Probleme geben wird. Etwas ist mir aber noch klarer geworden ist als vorher: Ich habe zwei Ansprechpartnerinnen, zu denen ich jederzeit gehen und über alle Probleme reden kann, zum einen Maricela, die mich auch jeden Tag drei mal fragt ob alles gut ist und ob ich irgendein Problem mit ihr habe, aber auch die Hermana Karmela. Sie hat sich sogar für die Unannehmlichkeiten mit der einen Tía entschuldigt, wobei es nicht mal ihre Schuld war. Sie versuchen auch, alle Probleme zu lösen oder dafür zu sorgen, dass es nicht mehr zu unangenehm ist. Dafür bin ich wirklich dankbar!

Zum Schluss noch ein paar positive Geschehnisse:

Am 4. Oktober wurde der zweite Geburtstag von einem Mädchen aus Haus 3 gefeiert, es gab einen richtigen Kindergeburtstag und die Erwachsenen hatten fast mehr Spaß als die Kinder. Die Kinder hatten aber auch reichlich Spaß, es war ein entspannter Abend und es gab richtig leckeres Essen und sogar eine Piñata, aber leider nur für die Kinder.

Die Schwestern hatten mich gebeten, ein paar Texte für die Neugestaltung der Webseite vom Valle Feliz zu übersetzten, es war zum Teil mühevoll aber es brachte etwas Abwechslung in den Alltag und machte auch Spaß.

Heute, also am 25. Oktober, wurde der Geburtstag von drei Mädchen gefeiert. Diesmal habeich bei der Essens- und Kuchenverteilung geholfen. Es war wieder eine schöne Feier und die Kinder hatten viel Spaß, wobei die Erwachsenen wieder mehr Spaß zu haben schienen. Piñatas gab es heute auch wieder, sogar drei Stück und wieder nur für die Kinder.

Natürlich sind wir an den Wochenenden wieder verreist, Jule und ich waren in Quito, mit dabei war Lara, dann waren wir zwei noch in Mindo, empfehlenswert für jeden, der nach Ecuador reisen möchte und dann noch mal in Quito. An dem Wochenende gab es unerwartet gutes und warmes Wetter. Die Bilder werden schon zeigen, was wir in den Orten alles getrieben haben.

Damit wünsche ich schöne Grüße aus Ecuador!

IMAG3436
Aperture: 1.7
Camera: HTC U11
Iso: 111
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