51 Tage in Ecuador

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Vorweg möchte ich mich erstmal entschuldigen, dass erst so spät ein Beitrag erscheint. Ich hatte ein paar Probleme mit dem Einloggen und dem Wlan. Zur Zeit haben wir gar keins. Wir möchten aber auch nicht mit dem Laptop in ein Café gehen, da uns das etwas zu gefährlich ist. Aber nun zu dem, was in letzter Zeit so geschehen ist.

Vergangene Woche bin ich als erste von uns drei Freiwilligen mit in der „Busseta“, dem privaten Kleinbus von Valle Feliz, der die Kinder in die Schule oder den Kindergarten bringt, mitgefahren. Es ist nämlich ab jetzt so, dass wir uns wöchentlich abwechseln, um die Kinder zum Kindergarten zu bringen und abzuholen. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Kinder ruhig sind oder zumindest weder streiten noch durch den Bus hüpfen und sich dabei zu verletzten. Morgens ist es dann noch etwas entspannter, weil die Kinder müde sind und der Bus auch voller ist. Die Kinder, die zur Behindertenschule müssen, werden nämlich vorher abgesetzt. Als ich dann das erste Mal am Kindergarten ankam, merkte ich sofort ein paar Unterschiede zu einem deutschen Kindergarten. Zum einen war es das Gelände: Der Kindergarten liegt wie ein Reihenhaus direkt zwischen zwei anderen Gebäuden und der Eingang ist vergittert (mit einer Tür natürlich). Vor dem Gitter stand ein Tisch mit bunten Heftern für die jeweiligen Altersgruppen, in dem die Eltern unterschrieben, dass sie ihr Kind „abgegeben“ haben. Wird ein Kind dann abgeholt, wird wieder unterschrieben, dass es abgeholt wurde.

Während dieser Woche waren Jule und ich auch einmal mit Lara und Marvin, den Freiwilligen aus der Kolpingschule, essen. Es gesellten sich auch zwei ihrer Schüler (beide 18 Jahre alt) zu uns, mit denen wir nach dem Essen und mit noch einem weiteren Schüler und zwei weiteren Freunden wieder auf den Bombóli stiegen. Sie führten uns diesmal auf den privaten Teil des Berges. Dafür liefen wir durch den Wald, es war schon ein kleines Abenteuer, bis wir auf einer Plattform ankamen, von der wir eine tolle Aussicht auf die andere Hälfte von Santo Domingo hatten. Da es schon recht dunkel war, war die ganze Stadt erleuchtet. Man sah die Straße, die aus Santo Domingo führt, wie sie zwischen den Bergen verschwand. Es ist wirklich eine andere Aussicht auf eine Großstadt, als man gewohnt ist.

Am 20. hatte dann das Valle Feliz seinen 28. Geburtstag. Das wurde natürlich gefeiert. Es gab einen kleinen Gottesdienst in der Chosa (das ist die Überdachung) und danach gab es Sandwiches und Kuchen. Die Kinder konnten dann bis zum Abendessen noch etwas zusammen spielen. Der Gründerin Schwester Claudia, hier oft Mutter Claudia genannt, wurde dann auch viel gedankt und gedacht.

Am nächsten Tag haben Lara und Marvin uns dazu eingeladen, die Schule, in der sie arbeiten, zu besuchen. Wir fuhren dann dahin, und als wir ankamen, stellten wir fest, dass wir die neue Attraktion waren, da uns alle angestarrt haben. Wir fanden dann auch ziemlich schnell Marvin, der uns in den Garten brachte, in dem er mit Lara und den Kindern im Moment arbeitet. Es war ziemlich beeindruckend, denn es ist ein ziemlich großes (und zum Teil auch steiles) Gelände, welches die Schüler allein unter Aufsicht der Lehrer in einen Garten mit Beeten und kleinen Kräutergärten umfunktioniert haben. Vorher waren da nur Bäume und wildwachsende Pflanzen. Nachdem wir uns dort umgesehen hatten, wurde uns noch die Schule gezeigt. Dabei sahen wir, wie die Abschlussklasse einen Marsch für den Tag der Flagge probte und hatten die Gelegenheit, uns einige Klassen anzusehen.

Am Wochenende fuhren Jule und ich dann mal wieder weg, diesmal nach Baños. Es war wunderschön, und wir waren sicherlich nicht zum letzten Mal dort. Am Samstag machten wir eine Cascadentour die knapp 2 Stunden gedauert hat – es hat sich gelohnt! Ich habe mich trotz Höhenangst überwunden, eine Gondelseilbahnfahrt zu machen, mit der wir dann über einen Fluss gefahren sind. Die Wasserfälle waren beeindruckend, obwohl es noch nicht einmal Regenzeit ist. Abends waren wir dann auf so einer Art Dorf- bzw. Stadtfest, das sehr schön war. Der Zuckerrohrpunsch ist wirklich lecker. Am nächsten Tag liehen wir uns Fahrräder, fuhren mit einem Taxi zur Casa del Arbol hoch und nach einigem Schaukeln fuhren wir mit den Fahrrädern wieder nach Baños zurück. Es lohnt sich wirklich, dorthin zu fahren, besonders wenn man auch aktiv etwas machen möchte.

Letzte Woche hatte ich dann meinen ersten „Außeneinsatz“: Ich musste mit einem Mädchen aus dem Jugendhaus zum Krankenhaus, um dort Blut für einen Bluttest abnehmen zu lassen. Ich war ziemlich nervös, es war das erste Mal, dass ich alleine mit einem Kind irgendwohin fahren musste, aber es war einfacher als gedacht. Als wir im Krankenhaus ankamen, fühlte ich mich gar nicht wie in einem Krankenhaus, eher wie in einem Bürogebäude, in dem im Erdgeschoss alle möglichen Schalter für bestimmte Dinge zu finden sind. Es hat auch nicht nach Desinfektionsmittel oder ähnlichem gerochen. Es war schon ziemlich seltsam. Die Blutabnahme an sich hat nicht lange gedauert. Was mich jedoch verwundert hat war, dass es sich irgendwie wie bei einer mobilien Blutabnahme angefühlt hat. Es schien, als wären die Wände nur Trennwände und in dem Raum wurde immer zwei Leuten gleichzeitig Blut abgenommen. Dafür wurde ihnen der Arm mit einem Einweghandschuh abgebunden. Mein ester Gedanke war, dass man das in Deutschland so nie in einem Krankenhaus sehen würde. Aber es ist schon beeindruckend, wie sich die Menschen hier mit dem zu helfen wissen, was ihnen zur Verfügung steht.

Letztes Wochenende haben uns dann die Freiwilligen aus Quito besucht, weshalb wir in Santo geblieben sind. Wir waren mit ihnen feiern, wobei uns auffiel, dass wir als Weiße in so ziemlich jedem Club herzlich willkommen waren und immer kostenlos reinkamen. Aber auch, dass hier in Santos feiern nicht einfach feiern ist, sondern Tanzen. Die Locals hier sagen auch immer nur: „Lasst uns tanzen gehen“. Es wird keine andere Musik gespielt als Reggaton und Salsa und alle haben zu zweit getanzt, außer wir. Jule und ich haben uns jetzt vorgenommen, einen Tanzkurs zu machen, damit wir auch mal Tanzen lernen. Am Sonntag sind die beiden dann wieder abgereist. Jule, Lara und ich wurden dann von Bryan, einem der Schüler, mit dem wir uns mittlerweile gut angefreundet haben, zu einem Autocrossrennen eingeladen. Es war schon eine interessante und spannende Sache, obwohl ich mich nicht wirklich für so etwas interessiere. Es war aber auch lustig anzusehen, wie hyped die Zuschauer waren. Sie liefen, besonders beim letzten Rennen, von Kurve zu Kurve, um die Wagen zu verfolgen und zu sehen, wie sie die anderen Wagen crashten. Danach waren wir alle aber doch ziemlich fertig, weshalb wir auch nichts mehr unternommen haben, sondern einfach nach Hause gefahren sind, unsere Sachen gewaschen haben und schlafen gegangen sind. Am nächsten Tag hieß es wieder um 6:30 aufstehen.

Damit sende ich diesmal müde Grüße aus Ecuador!

IMAG1816 (1)
Aperture: 1.7
Camera: HTC U11
Iso: 78
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