Zwischenseminar

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Das Zwischenseminar fand vom 23.02.2019 bis zum 28.02.2019 im Hotel Casa Kolping (HCK) in Quito statt, in dem wir dann auch gewohnt haben und wurde von der ehemaligen HCK Direktorin Pati geleitet. Es fand aber nur mit uns Kolpingfreiwilligen aus Ecuador und einer Kolpingfreiwilligen aus Costa Rica statt. Wir als Gruppe, bis auf die Freiwillige aus Costa Rica, kennen uns schon recht gut.

Bei dem Seminar haben wir ganz unterschiedliche Dinge gemacht und erlebt, und es war viel besser als gedacht. Ein paar Tage vor Beginn hatten wir so einen groben Ablaufplan bekommen, der eigentlich nicht so nett aussah, aber als wir am Samstag dort ankamen sprachen wir genauer über unser Programm und konnten auch mitentscheiden, was wir machen wollten. Pati hatte uns da meistens einige Dinge vorgeschlagen, aus denen wir wählen konnten, und so haben wir am ersten Tag einen Plan gemacht.

Wir haben jeden Tag etwas anderes gemacht. Am ersten Tag zum Beispiel haben wir einen Bogen zur Selbstreflektion der vergangenen 6-7 Monate erhalten, den jeder für sich ausgefüllt hat. Wir haben aber auch viel in Gruppen gearbeitet, Plakate zu Themen wie Migration, Machismus und Rassismus oder Collagen zu Ecuador erstellt. Natürlich wurde anschließend alles besprochen und diskutiert. Machismus ist zum Beispiel doch ein recht großes Thema, was man besonders als Mädchen/Frau hier tagtäglich durch Catcalling (nachrufen z.B.: „hey Hübsche“ „du bist so schön weiß“ „komm mit mir, ich bring dich überall hin“) erfahren muss. Es gilt hier aber als normal und den ecuadorianischen Frauen gefällt es scheinbar sogar, während wir es als unangebracht und respektlos sehen. Aber der Machismus betrifft auch Männer und kann Homophob sein, da war es dann auch interessant, wie es die Jungs bisher erfahren haben. Migration ist für die Ecuadorianer auch ein großes Thema, da hier viele Venezuelaner durch die Situation in ihrem Land nach Ecuador fliehen, hier Arbeit suchen und auf den Straßen betteln, wovon viele Ecuadorianer ziemlich genervt sind.

Wir waren auch viel draußen unterwegs, am ersten Abend haben wir zwar etwas eher Illegales gemacht, aber daraus besteht Raubdruck nun mal. Dabei geht es darum, mit einem T-Shirt oder etwas ähnlichem los zu ziehen und ein Motiv in Gullideckeln, Metallplatten im Boden oder sonst wo zu finden, mit Farbe zu überstreichen und das T-Shirt drauf zu packen und wenn man es wieder abzieht, das Muster – natürlich spiegelverkehrt – auf dem T-Shirt zu haben. Es war eine witzige Aktion, und da wir auch recht spät unterwegs waren, konnten wir sehen, wie die Mülleimer in Quito entleert werden. Dazu muss man sagen, es gibt in Quito Mülleimer, um den Müll zu trennen und die Container befinden sich unter der Erde. Wir konnten also beobachten, wie die Container auftauchten und alle in denselben Müllwagen entleert wurde. Uns wurde dadurch klar, dass es selbst in Quito keine richtige Mülltrennung gibt.

Auch im Theater waren wir, diesmal sogar in einem Theaterhaus. Es lag direkt neben einer Kirche und war ziemlich klein. Das Stück hieß „Tulipanes“ (Tulpen) und war recht komplex und verwirrend aber sehr interessant, und am Ende hat man es doch noch verstanden. Es war schon ein Unterschied zu deutschem Theater, denn am Schluss gab es von den zwei Schauspielern noch eine kleine Rede, wie wichtig es ist, die lokalen Schauspieler zu unterstützen, da sie damit ihr Leben finanzieren und es eine gute Sache ist.

Wir haben auch eine Art Künstlerschule besucht, in der Theater, Tanz, Musik, Kunst und Photographie unterrichtet wird. Der ganze Unterricht ist kostenlos und die Schüler bringen ihre eigenen Materialien mit. Hat aber jemand zum Beispiel keine Kamera, so kann er sich eine von einem Mitschüler ausleihen. Die Bilder werden dann verkauft, um sich zu finanzieren. Es war ein wirklich interessanter Besuch dort, denn wir alle wussten gar nicht, dass so etwas in Ecuador existiert.

Die Fundación Guayasim war für mich persönlich die beeindruckendste Expedition. Guayasim war ein ecuadorianischer Künstler, der seine ganzen Werke und gesammelte Kunst Ecuador gespendet hat. Die Fundación besteht aus zwei Teilen, einmal einem Museum mit seinen Werken und dann seinem Haus, in dem die von ihm gesammelten Werke zu sehen sind aber auch sein Atelier. Wir haben also zwei Führungen gemacht und dadurch auch viel Hintergrundwissen erhalten, was echt spannend war. Nach der Museumsführung wurde ich dann zur stolzen Besitzerin einer Abbildung von einem seiner Werke.

Am vorletzten Tag haben wir dann wieder einen Bogen ausgefüllt, diesmal aber zu den uns noch bevorstehenden 5-6 Monaten. Was wir gerne erreichen möchten, was wir uns wünschen usw. Am letzten Tag haben wir dann nur noch die Woche, die Themen und Punkte reflektiert. Damit war das Zwischenseminar auch schon wieder vorbei.

Schlussendlich kann ich sagen, dass es mir sehr gefallen hat, dass wir so viel draußen unterwegs waren und auch andere Seiten von Ecuador gesehen haben. Es hat mir halt wirklich Spaß gemacht. Zwischendurch fand ich es nur etwas schade, dass nur unsere Gruppe war, da wir uns ziemlich gut kennen und auch schon viel über die Projekte der anderen wissen und sich deswegen mache Punkte ein wenig überflüssig angefühlt hatten, aber im Endeffekt war es dennoch gut, sie behandelt zu haben. Ich habe auch vieles Neues erfahren und kennengelernt, was mich sehr gefreut hat. Ob es mir für die letzten Monaten hilft, kann ich noch nicht so genau sagen, da mir einige Dinge schon irgendwie klar waren aber nicht so bewusst, wie z.B. das Thema Korruption. Sie ist ein offenes Geheimnis in Ecuador und ich unterstütze sie schon dadurch, dass ich in Supermärkten oder kleinen „tiendas“ (Läden) einkaufe. Es war schon ein etwas verstörender Fakt, dass man so einfach die Korruption in diesem Land unbewusst unterstützt.

Nach der Beendung des Zwischenseminars sind Jule und ich dann noch in ein Shoppingcenter gefahren und dann auch endlich nach Santo zurück. Freitag mussten wir wieder arbeiten.

Damit sende ich liebe Grüße aus Ecuador