Ein Monat nach der schönen Reise kommt dann auch mal ein Beitrag dazu von mir.
2-3 Wochen vor meiner Halbzeit in Ecuador bin ich mit meiner lieben Mitfreiwilligen Jule anlässlich des Weltjugendtages nach Panama geflogen. Da unser Flug sehr früh morgens ging, haben wir die Nacht in Quito verbracht, denn wir hätten außer der Fahrt in einem überteuerten Taxi keine Möglichkeit gehabt, zum Flughafen in Quito zu kommen.
Der Flug war recht angenehm, da er nur knapp 1½ Stunden gedauert hat und es ein Frühstück gab. In Panama gelandet haben wir uns auf die Suche nach unseren Rucksäcken gemacht. Als wir sie dann vom Laufband gefischt hatten, haben wir uns dran gemacht das Touri-Visa auszufüllen; das hat sich als schwieriger herausgestellt als gedacht. Wir kannten nämlich nicht die Adresse unserer Gastfamilie, es hat im Endeffekt aber auch niemanden interessiert. Am Schalter wurde der Zettel nicht mal überflogen, das war uns dann auch nicht wichtig. Immerhin waren wir jetzt offiziell in Panama. Wir wurden von der Nichte unserer Gastmutter abgeholt und zu unserem Heim für diese Woche gebracht, besser gesagt in die Garage, weil wir dann erst mal unsere Gastmutti in der gegenüberliegenden Kirche begrüßen gegangen sind. Wir wurden herzlich mit Applaus und Jubelschreien empfangen und haben unser WJT-Rucksack-Kit erhalten. Dann haben wir auch unsere Gastmutti kennengelernt und man hat sofort gemerkt, dass sie überglücklich war, uns endlich zu empfangen und kennen zu lernen. Sie hat uns dann auch bei jeder vorbeikommenden Personen ganz stolz vorgestellt. Richtig süß!!
Wir haben bei ihr und ihrem Mann im 47. Stock eines Hochhauses eher am Rand von Panama City gewohnt. Vom Balkon hatte man direkt die Aussicht aufs Meer, leider konnte man an dieser Stelle nicht rein. Es war wirklich angenehm, bei ihnen zu leben, da beiden sehr lieb waren und der Mann andauernd nur Scherze gemacht hat. Wir hatten zwar Essenstickets für Frühstück, Mittag und Abendessen, aber wir haben immer bei ihnen gefrühstückt. Sie haben für uns sogar ein paar traditionelle Gerichte aus Panama zubereitet. Wir hatten ein Zimmer für uns mit eigenem Bad, es war wirklich ein Luxus für uns. In den letzten Tagen haben wir es uns dann aber mit einer Mexikanerin teilen müssen, die sich verletzt hatte, aber auch sie war auch super lieb. Außerdem hatte das Haus auch einen Pool, den wir manchmal zur Erfrischung genutzt haben. Ein Fitnessstudio gab es auch, obwohl wir es uns vorgenommen hatten, waren wir dort nicht aktiv. Welch ein Wunder…
Es war wie eine anderen Welt für uns. So viele schöne Hochhäuser und „normales“ Essen, das nicht immer von Reis begleitet wird. Da wir die Essentickets bei verschiedenen Restaurants und Fast Food Ketten (McDonalds nicht, aber das esse ich ja sowieso nicht) einlösen konnten, haben wir uns ausgetobt. Ich habe mir dann nach knapp 6 Monaten endlich wieder Sushi gönnen können, zwar ohne Fisch aber dafür mit Avocado und Maduro (Kochbanane) und einer süßlichen Soße – und es war so lecker! Wir hatten auch etwas Pizzaähnliches in einem Crepe und Waffelladen, es tat so gut, wieder guten Käse genießen zu können. Ich könnte hier noch ganz viel Essen aufzählen, aber das wäre doch zu viel des Guten, zudem ist es für die meisten der Leser ja ganz alltägliches Essen. Aber ich sag euch, verzichtet 6 Monate darauf und esst hauptsächlich Reis: Es ist der Himmel auf der Zunge!
Am ersten Tag machten wir eine kleine „PanamamitdemAutokennlerntour“ mit der Nichte. Sie zeigte uns einige Orte von Panama City und erzählte uns etwas über die Stadt. Die Tour war schön und manchmal konnte ich nichts anderes als staunen. Es war, als hätte ich noch nie eine Großstadt gesehen. Jule und ich waren auch viel zu Fuß unterwegs und entdeckten eine Shopping-Mall. In dieser haben wir auch einiges an Zeit verbracht, es tat gut. Es gab die gewohnten Läden mit recht normalen und nicht übersteuerten Preisen. Wir sind aber auch etwas durch Panama City spaziert, haben den Mercado de Mariscos (Fischmarkt) besucht, waren in einem Altstadtteil und haben ein paar Ruinen besichtigt. Von denen habe ich aber keine Bilder gemacht, weil es zu gefährlich war. Sie standen nämlich neben einem ärmeren Viertel und man hätte leichtes Opfer eines Überfalls werden können. Es war aber schon überraschend und erschreckend, dass es mitten in einer solchen Stadt, die so gut aussieht, ärmere und gefährliche Viertel gibt. Wir wurden auch davor gewarnt, in die Straßen mit den Hochhäusern zu gehen, an denen außen überall die Wäsche hängt. Wir haben uns lieber mal daran gehalten.
Der Weltjugendtag war ziemlich beeindruckend, Jule und ich waren zum ersten Mal dabei. Es gab so viel Programm und Möglichkeiten, Menschen aus aller Welt kennen zu lernen, ich habe noch nie so viele Lateinamerikaner (überwiegend aus Mexiko, Brasilien, Ecuador, Venezuela, Argentinien und Guantemala) gesehen. Es war beeindruckend! Aus Deutschland waren vergleichsweise wenige Teilnehmer dabei, aber dafür war gefühlt ganz Australien angereist. Etwas, das mich persönlich sehr gefreut hat, war, dass ich paar Freunde wiedergetroffen habe; es war schon etwas komisch, da ich sie vor meinem FSJ regelmäßig gesehen hatte und in diesem Moment war es das erste Mal nach Monaten.
Auf dem WJT haben wir den Papst sehen können und auch eine andere Seite von Kirche, die Reden vom Papst fand ich auch ziemlich gut. Da Panama zu Lateinamerika gehört, wurde der Weltjugendtag dementsprechend gestaltet. Christliche lateinamerikanische Sänger und Bands haben Konzerte gegeben, man hat in einigen Gesichtern sehen können, dass es neu für sie war, aber den Reaktionen nach schien es ihnen zu gefallen. Es war wirklich eine tolle Atmosphäre und zum Glück hatten wir gutes Wetter. An einigen Tagen war es über Tag sogar viel zu heiß, aber es war doch angenehm. Auch die letzte Nacht im Freien war wirklich schön, besonders, weil es nicht zu kalt war, aber der Rückweg nach der Abschlussmesse war anstrengend und ermüdend, da wir gefühlt Stunden durch die pralle Hitze mit knallender Sonne zur nächsten Bushaltestelle laufen mussten. Viele Buslinien waren aufgrund des Weltjugendtages verlegt, was die Angelegenheit etwas schwieriger gemacht hatte. Nach dem langen Heimweg haben wir uns einfach nur geduscht und uns an den Pool gelegt. Die Entspannung hatten wir wirklich gebraucht. Abends haben unsere Gasteltern uns zum Essen in ein peruanisches Restaurant eingeladen, und das Essen war das beste nach 6 Monaten. Essen macht so viel im Leben aus, aber wirklich! Ich konnte ohne Sorgen Nudeln mit Meeresfrüchten essen und es war so lecker!
Diese ganze Woche war wirklich schön und trotz allem entspannend, es war ein kleiner Urlaub. Ich hatte ihn auch wirklich gebraucht. Die einzige Sache, die mich so ein wenig gestört hatte, war, dass ich nicht wusste, dass Schweizer und Österreicher Jugendliche so viel konservativer als so manch deutscher Bischof sein können. Da hatten Jule und ich dann nach einigen Minuten Katechese keine Lust mehr und haben uns lieber andere angehört: Die französische für afrikanische Länder und Kanada war so lebhaft, und auch wenn ich kein Wort verstanden habe, war sie doch schön.
Ich war nach der Woche traurig, dass sie so schnell vergangen war, aber ich freute mich auch, wieder zurück zu meinen Mädchen und Kolleginnen zu kommen. Ein klein wenig hatte ich sie schon vermisst. Die Nichte unserer Gastmutti hatte uns dann wieder zum Flughafen gefahren und der Rückflug ging wieder mit Frühstück schnell rum. Nur die einstündige Busfahrt vom Flughafen zum Busbahnhof von Quito war nervig, und die dreistündige Busfahrt runter nach Santo Domingo war einfach anstrengend, besonders auch wegen des starken Klimawechsels. Ich war dann doch froh, als das Taxi endlich vor das Valle Feliz fuhr und uns absetzte. Ich hatte schon ein „zurück-Zuhause“ Gefühl.
Ich bin dankbar für diese Woche und diese Erlebnisse, denn sie haben noch eine andere Seite von Lateinamerika gezeigt und das bei einem für mich besonderen Erlebnis.
Damit wüsche ich liebe Grüße aus Ecuador
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