252 Tage in Ecuador

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Seit Kolumbien ist jetzt fast ein Monat vergangen und es sind immer noch Schulferien. Wobei, ich muss mich korrigieren, die Ferien haben am 17. 04. (vergangenen Donnerstag) geendet, aber da ja jetzt die Osterfeiertage sind, beginnt die Schule endlich wieder am Montag – nach 2½ Monaten, dafür haben die Kinder im Jahr sonst nur an Feiertagen frei.

Der Schulbeginn verläuft aber hier ein klein wenig anders als in Deutschland. Die einzelnen Jahrgänge beginnen ihr Schuljahr versetzt. Am Montag beginnen alle Jahrgänge des Bachillerato, das heißt die letzten 3 Schuljahrgänge (11.-13. Klasse). Am Dienstag fangen dann die 8. – 10. Klassen an, Mittwoch 6. – 7. Klassen, Donnerstag die 2. – 4. Klassen und Freitag beginnt dann auch die 1. Klasse und die Schule ist dann komplett. Den darauffolgenden Montag beginnt dann der reguläre Unterricht für alle.

Das alles werde ich aber nicht richtig mitbekomme, da ich ab Dienstag mit Jule und einer Freundin von ihr, für 4 Tage in Puerto Lopez sein werde. In diesem Halbjahr habe ich wirklich das Gefühl, weniger zu arbeiten, aber es liegt auch daran, dass ich letztes Jahr keinen Urlaub für irgendwas genommen habe und ich es stattdessen in diesem Jahr mache. Aber es tut halt gut, auch mal etwas Auszeit von dem Kinder-Ferien-Stress zu haben.

Zwar habe ich in den Ferien genauso viele Stunden gearbeitet wie auch während der Schulzeit, aber trotzdem habe ich das Gefühl, viel mehr Zeit mit den Kindern verbracht zu haben. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mehr Zeit am Stück mit ihnen verbracht habe. Es gab so viele besondere Momente mit ihnen, die ich einfach miterlebt habe. Die beiden Babys haben ihre ersten Schritte gemacht und können jetzt schon einigermaßen laufen, Jule und ich haben Kindern Fahrradfahren beigebracht und das sind solche Lebensereignisse, die viele ja erst mir ihren Geschwistern, Kindern oder Kindern von Freunden miterleben. Wir erleben sie mit uns eigentlich fremden Kindern, von denen wir wahrscheinlich die meisten nach diesem Jahr nie wieder sehen. Die Babys werden sich niemals an mich erinnern und die anderen vielleicht nur an eine weiße Ausländerin, die mit ihnen Zeit im Kinderheim verbracht hatte. Die älteren werden sich vielleicht an einen erinnern, aber man wird kein Kind außerhalb des Kinderheimes wiedersehen, da alle aus ganz unterschiedlichen Orten kommen und hingehen.

In etwas mehr als 3 Monaten geht es dann auch zurück nach Deutschland, die Zeit vergeht so rasend schnell und langsam holt einen das „normale Leben“ wieder ein. Man muss sich Gedanken um seine Zukunft machen, Bewerbungen schreiben und sich seinen Verantwortungen in Deutschland bewusst werden. Hier haben wir ein vergleichsweise einfaches Leben, hatten eine Arbeit für das ganze Jahr, mussten uns nicht aktiv um etwas kümmern wie Krankenversicherung oder ähnliches. Wir mussten uns keine Sorgen um Geld und Rechnungen machen. Das hat in meinem Fall ja das Kinderheim gemacht, bei anderen die Gastfamilie.

Das einzige, worum wir kümmern, sind Ausflüge und Reisen, sich außerhalb der Arbeit selbst organisieren wie auch einige Aktivitäten im Kinderheim. Ansonsten hatten wir unseren Arbeitsablauf, dem wir flexibel nachgehen.

Für mich habe ich gemerkt, dass ich etwas selbständiger in einigen Dingen geworden bin, aber ich weiß nicht, wie sehr ich das in Deutschland beibehalten werde, da viel mehr Dinge auf mich zukommen werden und ich mich erst wieder daran gewöhnen muss. Ich hoffe, das geht recht schnell. Jetzt werden aber erstmal Bewerbungen zu Ende geschrieben.

Was ich mir sonst noch angeeignet habe, ist der Umgang mit Babys bis hin zu Kindern mit verschiedenen Problemen und Behinderungen. Dafür, dass ich am ersten Tag hier ein Baby in die Hand gedrückt bekommen habe und es Jule mit den Worten „Kannst du mit Babys?“ rüber geschoben habe, kann ich mich mittlerweile verdammt gut um ein Baby kümmern und habe eine Art Gratismutterkurs für Babys erhalten. Zudem wurden meine Kochkünste, zumindest die, die vorhanden waren, ein wenig spontaner und improvisatorischer. Manchmal muss man mit dem klar kommen, was es hier im Normalfall gibt. Das sind Grundnahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Reis, Fleisch und Fisch. Tomatenmark und ähnliches gibt es hier schon eher selten und kann auch ein klein wenig teurer ausfallen.

Ansonsten hat sich hier nicht so viel verändert. Anfang April waren zwei Schwestern aus Polen (glaube ich zumindest) da, und dafür haben die Mädchen aus jeweils einem Haus einen anderen Tanz aus der Region eingeübt und dann präsentiert. Natürlich gab es dann auch eine Tanzeinlage von der Balletgruppe.

Vor drei Wochen haben Jule, Lara, Greetje und moi dann auch mal einen Tanzkurs begonnen, bei dem wir jede Woche einen anderen Tanz lernen (Salsa, Bachata, Merengue). Am Anfang war es recht schwierig, aber es wird mittlerweile immer einfacher und macht super Spaß. Im Mai haben wir dann unsere letzte Woche.

Aus meinem Haus ist eins der Mädchen zu ihrer Mutter gekommen und jetzt sind nur noch zwei der sechs Mädchen da, mit denen ich begonnen habe. Dafür kam am Freitag aber auch ein neues Mädchen dazu.

An Gründonnerstag gab es dann ein gemeinsames vorzeitiges Osterfest mit der traditionellen Fanesca. Fanesca ist eine Fischsuppe, die 12 Zutaten enthält, die für die 12 Jünger stehen. Der Fisch wird davor einen Tag lang in eine Art Salzlösung getränkt, denn der Fisch war nur noch absolut salzig. Man kann dann noch Reis und Ají in die Suppe packen (Jule und ich haben extra viel Reis und Ají hineingetan). Uns hat es nämlich nicht geschmeckt, aber wir haben auch gehört, dass es vielen Ecuadorianern nicht schmeckt, aber es aus Tradition dennoch zubereitet wird.

Freitag und Samstag habe ich dann freiwillig gearbeitet, um noch zwei weitere Ferientage zu bekommen. An den beiden Tagen habe ich auf Wunsch der Schwester Osterlämmerkuchen für jedes Haus gebacken. Backen ist hier weiterhin keine leichte Angelegenheit. Durch den Gasofen wurde aus eigentlich 40 Min Backzeit mal eben etwas zwischen 1½ und 2½ Stunden Backzeit. Dann hat auch noch ein Lamm seinen Kopf verloren, und weil ich auch nur eine Form hatte, haben mich die 6 (also eigentlich 7) Lämmer auch 2 Tage mit Überstunden gekostet. Aber zumindest sehen sie ganz akzeptabel und besser aus als gedacht. Ich bin schon ein klein wenig stolz auf mich.

Am Montag wird dann der Geburtstag von Schwester Eliza nachgefeiert wofür auch wieder fleißig Tänze einstudiert und Karten gebastelt werden.  

Damit liebe Grüße aus Ecuador