An dem ersten Märzwochenende, also direkt nach dem Zwischenseminar, war auch hier in Ecuador Karneval. Dieser wird hier aber anders gefeiert als in Deutschland. Man verkleidet sich hier nicht, sondern man besprüht sich mit Schaum, macht sich gegenseitig nass, man beschmiert andere mit Farbpulver und haut dem einen oder anderen ein Ei auf den Kopf. Manchmal wirft man auch mit Mehl um sich. Reichlich getrunken wird aber natürlich auch (das ist dann wieder so wie in Deutschland…).
Wir waren zum Karneval am Strand von Canoa, dort finden während der Karnevalstage eher Musikfestivals statt, während in der Sierra Karneval noch etwas traditioneller ist. Dazu kann ich leider nichts erzählen, aber der Karneval am Strand hat mir gut gefallen. Da drei der anderen Freiwilligen direkt nach dem Seminar dorthin gefahren sind, sind Jule und ich erst spontan am Samstag nachgefahren und sind bis Montag geblieben. Das Wetter war zum Glück echt gut, obwohl es manchmal schon zu heiß war. Übernachtet haben wir in einem Zelt, was Nachts nicht so richtig angenehm war, aber wir haben es überlebt. Jedenfalls haben wir unsere Zeit dort trotz der ganzen Farben genossen, denn im Ernst, es war wirklich mühsam, diese Farben von der Haut wieder abzukriegen. Mein weißes T-Shirt ist auch nach mehrmaligem Waschen mehr grau-schwarz als weiß, aber was solls. Ich kann zumindest froh sein, kein Ei auf dem Kopf bekommen zu haben, so wie drei der anderen, das hat mir eine weitere Haarwäsche erspart.
Am Mittwoch ging es dann aber wieder in den Alltag und in die Arbeit zurück. Der Morgen fing mit einer Messe anlässlich des Aschermittwochs an, danach ging es wieder an die normale Arbeit. Durch die Ferien ist es weiterhin sehr anstrengend, und die anderen Austauschschüler-Freiwilligen sind nicht mehr da, um mit den Kindern zu spielen. Deswegen sind wir nun am Zug und machen Vormittags mit den Kindern etwas Sport, von dem wir auch ziemlich gut profitiert haben. Nachmittags spielen die Kinder jetzt immer Basketball und haben dafür sogar T-Shirts erhalten, die scheinen von irgendeinem Ferien-Sport-Aktions-Gedöns zu sein. Außerhalb des Kinderheims sieht man nämlich auch ziemlich viele Kinder mit dem gleichen T-Shirt rumlaufen.
Am Freitag haben Jule und ich dann eine E-Mail mit unseren Rückflugtickets erhalten und in dem Moment ist uns blitzartig bewusst geworden, wie wenig Zeit wir hier nur noch haben. Obwohl wir eigentlich das Wochenende in Santo bleiben wollten, um uns von den ganzen Busfahrten vorher auszuruhen, haben wir uns spontan entschieden, mit Luisa nach Otavalo und zum Quilotoa zu fahren.
Wir sind dann am Samstagmorgen um 5 Uhr nach Quito aufgebrochen, um von dort aus nach Otaval zu fahren. In Quito haben wir dann noch Meret aufgegabelt, da sie mit uns kommen wollte. Otavalo ist eine Stadt nördlich von Quito, in der es einem Markt voller Alpaka-Merch und anderen traditionellen Dingen aus Ecuador gibt, die zu für uns relativ günstigen Preisen verkauft werden. Ich für meinen Teil habe mich mit einem Alpakawolle Pulli und einer Mütze glücklich gekauft. Die Mütze hatte ich mir zwar mehr aus Witz gekauft, war aber am Sonntag dann doch ziemlich glücklich, sie gekauft zu haben. Wir haben auf den Markt einige Stunden verbracht und sind dann zu Taco Bello gegangen, einem mexikanischen Restaurant (welches sogar recht gut war). Danach haben wir uns auch auf den Rückweg nach Quito gemacht, Meret dort abgesetzt und sind dann weiter nach Latacunga da wir dort unser Hostel hatten.
Latacunga liegt im Gegensatz zu Otavalo südlicher von Quito, und als wir dort ankamen, war es schon ziemlich spät und da wir ziemlich fertig waren, sind wir auch einfach nur noch schlafen gegangen.
Am nächsten Tag ging es dann um halb acht zum Busbahnhof, um von dort aus nach zum Quilotoa zu düsen. Der Quilotoa ist ein Kratersee auf der Höhe von knapp 3600 Metern, der höhste Punkt liegt sogar bei 3900 Metern, aber dafür muss man etwas um den Krater herum wandern. Der Kratersee liegt dann natürlich wesentlich tiefer, wie viel weiß ich nicht, aber ich weiß, dass der Abstieg bis zum See sehr anspruchsvoll und mühsam ist. Es gibt zwar einen Weg, dabei auch Stufen ganz zu Beginn, aber viel helfen sie nicht. An den Seiten gibt es eine kleine Steinmauer, die meistens grade so bis zum Knie reicht. Obendrein ist der Weg alles andere als fest, im Wesentlichen besteht er nur aus Sand und dem ein oder anderen lockeren Stein, der nun mal keinen Halt gibt. Es hieß aber von vornherein, dass der Abgang ca. 45-60 min dauern würden, nun wussten wir auch wieso. Wir sind zwar hin und wieder geschlittert und ausgerutscht, aber schließlich sicher unten angekommen. Oh, aber auf dem Weg haben wir ein Kind mit seinem Alpaka getroffen, da wurden doch erstmal ein paar Bilder mit Alpaka gemacht! Es gab auch immer wieder einige Stellen, die etwas plattgetreten waren und als Aussichtspunkte gelten könnten. Die Aussicht war wirklich schön. Als wir unten waren, war es auch wirklich beeindruckend, in dem Krater zu sein. Jule und ich haben uns dann dazu entschlossen, Kajak zu fahren, das hat die Aussicht noch beeindruckender gemacht. Kurz danach folgte dann auch schon wieder der Aufstieg, dorthin zurück, wo wir hergekommen waren. Das war der absolute Horror, es war das Ausdauertraining meines Lebens! Da bei so einer Höhe die Luft natürlich auch viel dünner ist, hatte ich zwischendurch manchmal echt das Gefühl, keinen Sauerstoff in meinen Lungen zu haben. Ich habe mir den Aufstieg aber dadurch erleichtert, dass ich auf der Mauer entlang gelaufen bin oder einigen Kurven durch Kletteraktionen abseits des Weges entflohen bin, wirklich sicher war das aber auch nicht. Schlussendlich haben wir es aber lebend nach oben geschafft. Es war schon ein kleines Abenteuer an sich. Dazu muss ich aber sagen, wenn man nicht grade darauf aus ist, auf dem See Kajak zu fahren, muss man eigentlich nicht ganz runter. Die Aussicht ist eigentlich die ganze Zeit atemberaubend (besonders bei Sonne!) aber es würde reichen, nur bis zu Hälfte hinunter zu steigen.
Nach dem Wochenende ging es dann wieder mit der Arbeit weiter. Durch die Ferien ist echt jeder Tag anstrengender als der vorige. Mittlerweile bastle ich fast jeden Morgen mit den Mädchen, wenn sie nicht grade Programm haben. Jule ist dann Freitagabend nach Quito gefahren, weil sie nun zwei Wochen mit ihrer Familie reist. Es ist nach sieben Monaten die erste lange Trennung von uns beiden und ich bin nun alleine im Kinderheim. Ich musste mich dann auch direkt einigen Herausforderungen stellen. Naja eigentlich nur einer. Es war nämlich so, dass sich irgendein Käfer-Insekt-Dings mein Zimmer als neues Zuhause ausgesucht hatte. Wäre nur halb so schlimm gewesen, wenn es klein gewesen wäre und hätte es nicht fliegen können, aber leider war es schon recht groß und hatte so unglaublich lange Fühler, ein wahrer Albtraum für mich. Drei Tage, darunter das Wochenende, habe ich im Grunde komplett unter meinem Moskitonetzt gelebt, darunter war es so viel wärmer als eh schon, aber ich wollte unbedingt Kontakt zu dem Viech vermeiden. Der 18.03. hatte mich zum Glück auch wenig abgelenkt, denn an diesem Tag war der erste Geburtstag von dem zweiten Baby aus meinem Haus. Zwar wurde nur im kleinen Kreis mit den Bewohnern von Haus 1, der Mutter und der Großmutter des Babys gefeiert, aber es war trotzdem nett. Am vierten Tag habe ich mich dann endlich dazu überwinden können, meinen Mitbewohner rauszuschmeißen, also eher einzufangen. Es war echt schlimm für mich, aber mit Besen und Dose habe ich es schlussendlich nach einer Stunde geschafft, das Tier einzufangen und kann nun wieder in Frieden in meinem Zimmer zu schwitzen …. dachte ich. Einen Abend später ist eine verdammte Kakerlake mein Bein hoch gekrabbelt, ich hatte fast einen Herzinfarkt aber glücklicherweise konnte ich mich auch von dieser befreien und lebe jetzt endlich wieder alleine nur mit den Mücken in meinem Zimmer. Aber das ändert sich auch, denn am Mittwoch, dem 20. März, geht es mit Lara für 11 Tage nach Kolumbien, und ich freue mich schon so sehr darauf. Das Land soll übrigens nicht gefährlicher sein als Ecuador.
Damit sende ich liebe Grüße aus Ecuador