Viele Tage sind seit meinem letzten Beitrag vergangen und vieles ist passiert.
Was mich persönlich betrifft, mir geht es hier weiterhin ziemlich gut trotz einiger Erkältungen oder Kopfschmerzen aufgrund des Wetterumschwungs. Seit ca. Mitte November hat hier die Regenzeit begonnen und man merkt es an der erhöhten Luftfeuchtigkeit. Der Regen war zu der Zeit aber noch nicht so viel stärker als zuvor. Im Dezember wurde es Nachts dann doch etwas regnerischer aber der wirklich starke Regen, der ab ca. 18 Uhr beginnt, kam erst im Januar. Das brachte mir einige eher schlaflose Nächte ein, aber mittlerweile ist es auch wieder etwas besser und ich fühle mich auch wieder fitter. Mit der „neuen“ Tía, sie ist mittlerweile fast 3 Monate da, verstehe ich mich wirklich gut. Sogar so gut, dass es ab und zu so etwas wie ein familiäres Gefühl gibt, als hätte ich eine ältere Schwester. Ich hoffe, dass es auch so bleibt.
Im Valle Feliz an sich sind auch einige Dinge geschehen. Im November fand hier eine Taufe statt, bei der auch zwei Kinder, die das Kinderheim einige Zeit zuvor verlassen hatten, getauft wurden. Die Messe fand natürlich im Kinderheim statt und die Familien der getauften Kinder waren auch anwesend.
Es kamen auch 6 neue Mädchen im Alter von 3-15 Jahren an, allesamt Geschwister. Sie wurden auf unterschiedliche Häuser aufgeteilt. Eins der Mädchen (6 Jahre alt) kam auch zu mir ins Haus. Sie ist eigentlich ein ganz liebes Mädchen, nur braucht sie sehr sehr lange zum Reagieren. Am Ende des Monats gab es dann eine Feier für Hermana Karmela anlässlich ihres Geburtstages. Leider waren Jule und ich nicht anwesend, weil wir auf dem Weltwärts-Tag im Haus des Deutschen Botschafters in Quito waren. Das war auch ein ganz nettes Ereignis, wir hatten einen interessanten und humorvollen Vortrag über Politik und Geschichte. Zudem gab es vier verschiedene Workshops, darunter Tanzen und Kochen. Dort lernten wir auch Freiwillige anderer Organisationen kennen und erfuhren, dass es zurzeit um die 200 Freiwillige in Ecuador gibt.
Der Dezember war dann im Kinderheim schon sehr lebendig. Direkt zu Beginn kam ein neues Kind in mein Haus, besser gesagt, ein 8 Monate altes Baby. Sie hat lange gebraucht, um sich an mich zu gewöhnen und hat auch fast immer angefangen zu weinen, wenn sie mich gesehen hat. Jedenfalls ging es nun langsam auf Weihnachten zu und anlässlich dieses Festes kamen viele Besucher mit Geschenken vorbei. Diese Besucher waren Studenten, Ärzte, etc. und jeder hatte ein Patenkind, dem etwas geschenkt wurde. Für die Kinder war dies natürlich ein sehr schönes Ereignis.
Am 20. fand dann eine Weihnachtsfeier statt, bei der alle Kinder anwesend waren und auch die Familien, meist die Kinder der Erzieherinnen. Begonnen wurde dabei mit einer Messe, gefeiert von Bischof Bertram Wick. Danach gab es ein Weihnachts-Programm mit Tänzen und einer kleinen Aufführung. Beendet wurde alles mit einem Essen. Danach und am Tag darauf wurden dann einige Kinder zu ihren Familien gebracht, da sie dort die Feiertage verbracht haben. Deswegen hatten wir auch andere Arbeitszeiten und alles war etwas entspannter. Auch an Heiligabend und am ersten Weihnachtstag haben wir „gearbeitet“. Im Grunde genommen haben wir am 24. bei den Vorbereitungen für das Essen am Abend in Haus 3 geholfen und einige Spiele für die Feier vorbereitet.
Heiligabend verlief anders als gewohnt. Die Feierlichkeiten begannen mit einer Geschenkrunde, wieder von Paten. Die Hermanas schenkten aber auch Jule und mir eine Kleinigkeit. Darauf folgte ein gemeinsames Essen. Als die Hermanas sich dann von uns verabschiedeten, begann erst die richtige Feier für die Kinder. Es wurde laut Musik angemacht, aber keine Weihnachtsmusik sondern Reggaeton, Batchata und Salsa. Und die Kinder tanzten – aber richtig! Irgenwann wurde die Musik unterbrochen, um die Spiele anzufangen, bei denen die Kinder immer etwas gewinnen konnten. Die Spiele, bei denen man Tanzen musste, waren dabei am beliebtesten und ich habe Kinder noch nie so tanzen gesehen. (Falls keine Vorstellung da ist, kann man in Youtube einfach mal Baile Reggaeton eingeben sich ein paar Videos ansehen.) Die Feier endete zwar erst sehr spät, trotzdem schafften Jule und ich es zur morgendlichen Weihnachtsmesse in der Kapelle in der Kommunität der Schwestern, die direkt neben meinem Haus ist. Nach der Messe halfen wir wieder bei den Vorbereitungen für das Essen mit, diesmal fand es in Haus 1 (meinem Arbeitshaus) statt. Die ganze Zeit über war es eine angenehme Atmosphäre und nach dem Essen gab es eine unglaubliche vierstündige Ruhe, die gab es so noch nie, außer Nachts. Alle Kinder aber auch die Tías (Erzieherinnen) haben geschlafen.
Am 29. sind Jule und ich mit den anderen Freiwilligen von Kolping nach Montañita an den Strand gefahren, um dort Silvester zu feiern. Es war wirklich schön, mal länger frei zu haben und entspannen zu können. Die Stadt ist eine Partystadt, in die auch Kolumbianer und Peruaner kommen, um zu feiern. Es war interessant, mal eine andere Seite von Ecuador kennen zu lernen.
Im Januar war dann nicht mehr so viel los, am 4. wurden hier die Heiligen drei Könige mit einem Priester gefeiert. Die Kinder gingen mit ihm dann von Haus zu Haus, um diese zu segnen. Danach gab es etwas Kuchen zu essen, und als ich zurück in mein Arbeits-Haus ging, saßen plötzlich zwei neue Mädchen am Tisch. Ich habe sie aber erst am Montag darauf richtig kennengelernt und musste feststellen, dass ich mittlerweile 10 Kinder in meinem Haus habe. Zu Beginn waren es nur 6. Der Unterschied macht sich auch am Lärm bemerkbar.
In der Zwischenzeit hat eine Freiwillige das Kinderheim Valle Feliz verlassen, um in einem anderen Teil Ecuadors zu arbeiten. Schon ein paar Tage später kam dann eine neue Freiwillige an, sie bleibt aber nur für ungefähr 3 Monate. Das heißt, wenn sie geht, habe ich noch 3 Monate vor mir, aber die Zeit vergeht hier so schnell.
Einen Tag später war dann mein Geburtstag. Mein erster Geburtstag, den ich so weit weg von meiner Familie und meinen Freunden verbracht habe. Aber es war dennoch ein schöner Tag. Von meinem Arbeits-Haus bekam ich sogar ein Geburtstagsessen mit Kuchen, die Schwester kam dann auch mit einem Geschenk vorbei und Abends war ich dann mit Jule, Lara, Greetje und der neuen Freiwilligen essen. Ich hatte zum Glück kein Heimweh. Was ich aber sehr komisch fand, war, dass mir einige Leute schon einen Tag vorher kurz nach 18 Uhr gratuliert haben, weil in Deutschland zu diesem Zeitpunkt schon nach Mitternacht war und für mich war es immer noch der Tag vor meinem Geburtstag. Ganz komisches Gefühl.
Am 21.1 geht es dann mit Jule zum Weltjugendtag in Panama. Wir freuen uns schon ziemlich darauf, auch weil es ein anderes Land ist.
Damit verabschiede ich mich aus Ecuador
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